Karin Baer

Die Blutegel-Therapie

Bereits vor dem 5. Jh. vor Christi Geburt, war die Blutegelbehandlung ein fester Bestandteil der Heilkunde. Sowohl griechische wie römische Gelehrte haben diese Technik bereits kurativ in großen Rahmen angewandt.

Im Mittelalter setzte sich diese Behandlung auch in unseren Breiten durch. Die damaligen Ärzte hatten Anwendungsgebiete und die Techniken so weit erforscht, so dass heute wenig Neues hinzu gefügt werden könnte.

Abgesehen davon weiß man heute viel mehr über die Heilkraft des Egels und seine Anwendungsgebiete.

Aufgrund der Entwicklung der „modernen“ Medizin geriet die Blutegel-Therapie in Vergessenheit, erfreut sich heutzutage aber wieder wachsender Beliebtheit.

Wissenschaft und Pharmaindustrie haben seit langem erkannt, welchen komplexen und wunderbaren Wirkstoffcocktail die Evolution mit dem Blutegelspeichel hervorgebracht hat.
Dieser Cocktail, greift in die komplizierte Gerinnungskaskade des Blutes ein, kann Thromben auflösen, Durchblutung, Lymphfluss und Stoffwechsel fördern und entzündungshemmend sowie schmerzreduzierend wirken.

Somit ergibt sich ein breiter Indikationsbereich:

  • BlutegelRheuma
  • Varikosis (Krampfadern)
  • Tinnitus
  • Thrombosen
  • Furunkeln und Karbunkeln
  • Nebenhöhlenentzündungen
  • Mandelabszess
  • Brustdrüsenentzündung
  • Gallenblasenentzündung
  • Phlebitis
  • Hypertonie
  • Arthrose (z.B. Knie, Schulter, Daumen)
  • Arthritis
  • Ulcus cruris
  • Sehnen-/Sehnenscheidenentzündungen
  • Entgiftung und Entlastung des Lymphsystem und der Ausleitungsorgane
  • Nacken- und Rückenschmerzen
  • Myogelosen
  • Gelenkentzündungen, akut und chronischer Natur

Zusammensetzung des Speichels

  • Der Speichel der Blutegels enthält über 30 biologisch aktive Substanzen (Hirudin, Hyaluronidase, Egeline, Calin, …).
    Diese Inhaltsstoffe wirken
  • gerinnungshemmend
  • entzündungshemmend
  • schmerzstillend
  • gefäßerweiternd
  • antibiotisch

Durch den Blutverlust welcher pro Egel insgesamt etwa 15 – 40 ml ist, kommt es zu einem kleinen Aderlasseffekt. Somit wirkt dies entstauend und Druck ausgleichend. Außerdem wird der Körper zur Blutbildung angeregt. Neben dem Aderlass wird auch eine verbesserte Abflussmöglichkeit für gestaute Lymphe und Gewebsflüssigkeit geschaffen.

Blutegelbehandlung:

Normalerweise findet Sie im Liegen statt und dauert ungefähr 2 1/2 – 3 Stunden.

Zu Beginn der Saugphase entsteht ein leichtes Stechen oder Brennen, vergleichbar mit einer Injektionsnadel oder Brennnessel. Innerhalb kürzester Zeit lässt dies aber nach.

Die Blutegel bleiben an der Stelle, an der Sie sich festgesaugt haben, sitzen.

In dieser Zeit können Sie gerne Musik hören oder ein Buch lesen oder einfach mal entspannen.

Erst wenn die Egel satt sind, lassen Sie sich fallen.

Nachdem die Egel abgefallen sind bluten die kleinen Bissstellen noch 6 – 12 Stunden, seltenst auch 24 Std. nach. Dies Nachblutung ist erwünscht und sollte nicht unterbunden werden, denn es erhöht die Wirksamkeit der Therapie. Deswegen wird ein dicker steriler und lockerer Saugverband angelegt, der bis zum Verbandswechsel, spätestens am Folgetag oder schon vor dem zu Bett gehen angelegt bleibt.

Am Folgetag findet ein Verbandswechsel mit Wundkontrolle statt. In der Regel genügt jetzt schon ein kleines Pflaster, das hauptsächlich vor dem Aufkratzen der Wunde schützen soll. Manchmal kann es sein, dass der Biss noch eine Weile juckt. Die entstandene kleine Wunde verheilt innerhalb von einer bis drei Wochen und kann manchmal eine ganz kleine Narbe hinterlassen.

Die Häufigkeit der Behandlung richtet sich nach dem Beschwerdebild.

Die verwendeten Egel stammen aus einem amtlich zugelassenen und kontrollierten deutschen Zuchtbetrieb.

Meinen ersten Kontakt zu dieser Behandlung hatte ich während meiner Assistenzzeit in der Praxis 1989.

Seither bin ich von den Möglichkeiten und der Wirkung dieser Behandlung fasziniert und überzeugt.